Herbst in Schönbrunn
Wenn die Menschenmassen saisonbedingt sukzessive weniger werden und die Sonne hinter einer dicken Wolkendecke verschwindet und es die Außentemperaturen erlauben, auch einen dicken Pulli unter der Bikerjacke anzuziehen, dann ist für uns die Zeit reif für eine Fahrt in den Schönbrunner Zoo. Genau dann, wenn man mühelos als erster einen Parkplatz in der ersten Reihe ergattert, da dort gähnende Leere vorherrscht, und man sich auf dem Weg durch Au beinahe einsam fühlt, wenn da nicht das gesellige Eichhörnchen wäre, das auf der Suche nach den Überbleibseln des Jausenbrotes mit uns auf Tuchfühlung geht, und uns als treuer Wegbegleiter auf dem Holzgeländer hoppelnd bis zum Eingang begleitet und nicht mal Notiz vom scharrenden Emu nimmt, das uns hinter dem Zaun einen neugierigen Blick zuwirft.
Ganz egal wie auch immer ich zu dem Zoo, seinen Allüren und den Schattenseiten eines Lebens hinter Gittern stehe, ich liebe es einfach von Kindesbeinen an, durch die geschichtsträchtigen Bauten im typischen Schönbrunner Stil mit seinen gelben Fassaden und grünen Fenstern zu flanieren, um den faszinierenden Insassen ein wenig näher zu kommen, sie zu beobachten und ihre Charaktere, Lebensweisen und konträre Verhaltensmuster zu beobachten. Für den “Sturm” ist hierzulande traditionsgemäß gerade Hauptsaison.
Klar, dass er im Tirolerhaus mit seinem rustikalen Charme nicht fehlen darf. Weiter ging es über die arktischen Wölfen und der Bienenstation mit XL-Wabenhaus und kindgerechten Infotafeln zum obligatorischen Langosstand.
Ungesünder geht’s wohl kaum, aber neben Apfel&Vollkornkeksen darf ausnahmsweise auch mal gesündigt werden und wir pfeifen auf die überschüssigen Pfunde in Form von gesättigten Fettsäuren.
DAS Highlight schlechthin für das Fräulein war wohl der junge verspielte arktische Wolf, der sich -abgesondert von dem restlichen Rudel- dicht an die Fensterscheibe der Wolfshütte drängte und mit den Kindern eine Art Versteckspiel initiierte. Hin und weg von den Blicken der Orang Utans, in deren Augen ich zugleich einen Hauch Traurigkeit gepaart mit Neugierde und Empathie zu vernehmen vermochte.
Eine Überraschung hielt das neu konstruierte Polarium parat, ein Komplex, der als neues Zuhause für die Eisbären dient und einige essentielle Infos zum Polarkreis, ihren Bewohnern (und siehe da, auch die Inuit wurden differenziert, was mich als Ethnologin immer sehr erfreut) und zur Entdeckungsgeschichte bereit hielt. Ein überdimensionaler Kompass und eine hängende Weltkugel sind im Innersten zu bestaunen. Und mit viel Glück erhascht man einen Blick auf die Eisbären ins Außengehege.
Vom hohen Norden schlenderten wir über südliche Gefilde mit feucht-heißem Charakter, dem Tropenhaus, und landeten schließlich im Aquarium.
“Und? Welches Tier hat dir denn am besten gefallen?” fragte ich das Fräulein auf dem Heimweg, vorbei an den flinken Eichhörnchen und dem Emu.
“Alle”, so des Fräuleins salopper Standardspruch. War doch klar!
Wünsch’ Euch ein schönes Wochenende!