Ich erzähle euch über meine Selbständigkeit als Bloggerin

3 Kinder, Working mum, Selbständigkeit. Im folgenen Interview gebe ich euch Einblick in die Tätigeit hinter den Kulissen von titantina. Ich teile mit euch meine Erfahrungen und gebe Infos und Tipps.

Seit nun mittlerweile 3 Jahren bin ich mit meinem Blog als Unternehmen tätig. Mein Wunschtraum, der eines Tages in Erfüllung ging, denn schon immer wollte ich mich ganz und gar der Kreativität auch beruflich verschreiben. Nicht nur in Punkto Kinderbetreuung ist die Möglichkeit des Home Offices für mich optimal. Ich genieße die Freiheiten und die Flexibilität, die hinter dem Konzept des "Von zu Hause Arbeitens" stecken, auch wenn sehr viel Planung, Strukturierung und Organisation dahinter erforderlich sind. Nach etlichen Angestelltenverhältnissen habe ich mich in der Karenz mit dem Frühlingskind dazu entschieden, diesen für mich wichtigen Schritt in die Selbständigkeit zu wagen. Es hat mich unglaublich viel Energie und Mut gekostet, mich aus meinem bestehenden Dienstverhältnis mental zu befreien. Schließlich geht ein Neuanfang immer mit einer Neuorientierung und eines Abschlusses eines Kapitels in der Lebensgeschichte einher. Mit diesem Loslösungsprozess wurde ein kreativer Prozess in Gang gesetzt, der mich einerseits beflügelte und andererseits phasenweise extrem forderte. Mir wurde bewusst, dass ich schnell an meine Grenzen komme, wenn ich keine strikte Trennung zwischen Beruflichem und Privaten vornehme. Zeiten der Erschöpfung, des Ausgelaugt-seins sind mir genauso bekannt wie die Kraft des kreativen Schaffens als mein Kräftereservoir und Lebenselexier. Die Ausdauer gepaart mit einem starken inneren Antreiber ließ und lässt mich immer wieder zu neuen Ufern aufbrechen. Eine Phase des Stillstands kann zwar Geborgenheit und erforderlicher Ruhe nach einer herausfordernden Zeit bedeuten, aber im Grunde bevorzuge ich Dynamik. Oder besser gesagt ein ausgewogenes Verhältnis von beiden Elementen, damit es sich "stimmig" anfühlt. Mental und körperlich fit zu bleiben ist eine immerwährende Herausforderung, um die Balance zu halten und das Wohlbefinden zu fördern. Umso mehr in der Selbständigkeit, da man hier sein eigener Chef ist und selbst dafür verantwortlich ist, einen essentiellen Erholungsraum zu schaffen. 

Ich begann in einem fortdauernden Prozess festzustellen, wie wichtig Pausen sind, um wieder mit mir und meinen Menschen um mich herum ins Reine zu kommen, eine Balance herzustellen. Eine Distanz zu all dem, was in den Arbeitskontext fällt, aufrechtzuerhalten ist enorm wichtig, wenn man wie ich, seinen Arbeitsplatz inmitten des familiären Umfeldes hat. Hier benötigt es umso mehr Abgrenzung und eine gut durchdachte Tages-Wochen und Jahresstruktur. Umso schwieriger gestaltet sich der Graubereich zwischen Privat und Beruflich, wenn man sich wie ich, sehr intensiv mit Social Media auseinandersetzt.


Wie waren deine Anfänge in die Selbständigkeit, wie fühlte sich das an?

Ich erinnere mich gut, dass diese für mich neue Phase begleitet war von unterschiedlichen, oft ambivalenten Gefühlslagen. Und dieses kräftezehrende "Wiegel-Wogel" wie wir es so schön nennen, kennt jedeR NeugründerIn. Ängste gepaart mit Skepsis, Hoffnungslosigkeit bei Durststrecken und einer miserablen Auftragslage.

Und dann wieder diese unvorhersehbaren urplötzlich auftretenden Ballungsphasen, die umso mehr einer klaren Struktur erfordern, um nicht im Arbeitschaos zu versinken und einem Burnout entgegenzusteuern. Wie oft habe ich mich insgeheim gefragt:

Schaffe ich es überhaupt durchzuhalten? Wie werde ich Kinder und Beruf unter einen Hut bringen?

Ich habe an mir gezweifelt, und dennoch war mein Ziel klar: ich möchte es schaffen, mit meiner kreativen Ader Geld zu verdienen. Und in diesem Gedanken war ich mir sicher und ich war ganz klar in meinem Wunsch. Diese positive Einstellung beeinflusste wiederum mein Auftreten.

Wie gehe ich vor, wenn ich einen Gewerbeschein lösen möchte?

Sei dir deines Schrittes zu 100 Prozent im Klaren ist. Das beeinflusst deine Präsentation deines Businessplans enorm. Nimm dir einen Tag oder auch mehrere, und denke alle möglichen Konstellationen in Ruhe durch und führe ein Brainstorming durch. Schreib alles auf, was die in den Kopf kommt. Stück für Stück kannst du dir daraus dein eigenes Konzept erarbeiten. Stelle dir die Frage nach deinem Alleinstellungsmerkmal und deiner Zielgruppe, die du mit deinem Business ansprichst. Erarbeite dir herausstechende, prägnante Merkmale in einer konkreten Geschäftsidee.

Warum stellst genau du mit deinem Business einen Mehrwert dar, den es so noch nicht auf dem Markt gibt? Und wenn ja, was macht dich aus? Behalte dir im Gegenzug unbedingt auch alle Risiken im Hinterkopf und bereite dich auf ein Beratungsgespräch bei der Wirtschaftskammer vor. Im Vorfeld kannst du auch Recherche betreffend deiner Branche betreiben und dieses in dein Konzept aufnehmen. Je besser man vorbereitet ist, desto flüssiger wird das Informationsgespräch und desto professioneller und umsetzbarer ist deine Idee. 

Und das Finanzielle?

Ich habe meinen Schritt in die Selbständigkeit bewusst auf die Zeit meiner Karenz mit dem Frühlingskind gelegt. So hatte ich immer ein finanzielles Backup (Bezug von Kinderbetreuungsgeld) und ich konnte Engpässe vermeiden. Ich baute mein Business langsam und nachhaltig auf, und es wächst noch immer stetig. Mit Zehrstrecken auszukommen ist ein leidvoller Teil meines Business. Hier hilft es, den Überblick zu bewahren und ein Business Bankkonto anzulegen. Unterschiedliche Förderungen gibt es von Bund und Land, EU und Gemeinde. Umfangreiche Infos dazu sind bei der Wirtschaftskammer WKO erhältlich. Das Neugründungsförderungsgesetz sieht eine Befreiung von sämtlichen Abgaben und Gebühren vor. Weiters ist das Unternehmensgründungsprogramm eine Maßnahme des AMS, um Personen, die Arbeitslosengeld beziehen, im Zeitraum von 6 Monaten zu unterstützen. Das Programm beinhaltet kostenlose Unternehmensberatung, notwendige Ausbildungen und finanzielle Unterstützung. Am Ende des Beitrages findest du nützliche Links.

Woran wirst du dich nie gewöhnen?

Was mich seit Anbeginn an unglaublich nervt sind Kooperationsanfragen von Firmen, die rein auf Produktbereitstellung basieren, jedoch keine finanzielle Entlohnung vorsehen. Es kommt mitunter vor, dass ich dann direkt folgende Frage (für InsiderInnen ein Klassiker übrigens) stelle: 

Bezahlen Sie einen Installateur auch mit Naturalien wie einer Uhr? 

Nachhaltiges Wirtschaften endet nicht bei einer fairen, sozial verträglichen Produktionskette und dem Erfüllen nachhaltiger Kriterien, sondern schließt auch diejenigen mit ein, die das Produkt bewerben und promoten. Und JEDER/JEDE der aus der Werbungsbranche kommt, weiß sehr wohl, wie teuer Werbung ist. Firmen haben dafür ein eigenes Budget zur Verfügung. Die Ausgabe, dafür sind im Steuerausgleich als Werbungskosten absetzbar. 

Leider ist es es nicht sichtbar, wieviel Arbeit dahinter steckt, die für den Auftraggeber nicht einsehbar ist. Á la: Ein paar Fotos sind eh im Handumdrehen geschossen. Posten und fertig. Hinter einem Beitrag steckt bestenfalls ein kreativer Prozess, der auf mehreren Säulen basiert. Mehr dazu in der folgenden Frage.

Wie sieht dann die Realität aus? Nehmen wir als Beispiel einen Instagram Post...

Du siehst einen Instagram Post mit Karussellbildern. Meine gesponserten Beiträge bestehen IMMER aus einer extra dafür umgesetzten Fotostrecke, bei der jede Menge Bilder entstehen. Für Detailfotos shoote ich zu Hause. Die Outdoor Fotos mit den Kindern finden an einem ausgewählten Platz statt, den ich zuerst erkunde. Es ist eine ganz schöne Herausforderung mit 3 Kindern zu shooten, auch wenn die Fotos luftig, natürlich, unbefangen und fröhlich rüberkommen. Die Realität sieht meist anders aus. Deswegen bereite ich das Shooting oft mit Regie-und Spielanweisungen auf, da sonst jedes Kind das Shooting verweigert. Für meine komplette Fotoausrüstung, Snacks, Bekleidungswahl und Accessoires kalkuliere ich 1 Stunde Vorbereitungszeit und Anfahrt. Geshootet wird in etwa einer Stunde, wenn man die obligatorischen Pausen miteinberechnet. Zu Hause angekommen werden erst mal die RAW Dateien auf den Laptop gespielt, was etwa eine Stunde in Anspruch nimmt, je nach Umfang. Die Favoritenbilder werden in Lightroom gesichtet und anschließend manuell bearbeitet. Hierfür verwende ich kein Overlay, sondern bearbeite jedes Bild individuell, da Lichtverhältnisse und Farben immer sehr unterschiedlich ausfallen. Für Retusche verwende ich Photoshop. Die Bilder werden in der Endphase auf meine Galerie hochgeladen, und der Auftraggeber erhält Zugriff auf meine Fotostrecke. Die Fotos, die ich für den IG Post verwende, werden via VSCO (Fotobearbeitungsapp) mit meinem Filter versehen und angepasst. Für Bild und Text im Kommentarfeld inkl. aller Markierungen und Hashtags benötige ich mindestens eine halbe Stunde. Für einen eigenen umfangreichen Blogpost mit Bildern intensiver Recherche zum Thema und über das Unternehmen benötige ich einen Arbeitstag. Nun gilt aber auch noch zu erwähnen, dass ein Sponsored Post immer mit einem Unboxing in den Stories einhergeht. Da ich sehr detailliert davon berichte, muss man auch hier eine Recherche vorab miteinkalkulieren, und jede Menge Outtakes während dem Dreh. Gegebenenfalls baue ich auch einen Reel ein, denn Bewegtbild ist das gehypte Um-und Auf der Plattform. Dafür muss eine Videoaufnahme konzipiert und aufgenommen werden. Der Schnitt mit Musikunterlegung und Farbanpassungen dazu erfolgt via Inshot. Die Kooperationspartner werden zusätzlich als Highlight verlinkt. Auf Facebook poste ich aus SEO- Gründen separat. Also nochmal Fotos hochladen, neuen Text schreiben und posten. Weiter geht's mit dem grafischen Erstellen eines Pins für Pinterest zum Promoten des Blogartikels. 

Wieviel kann ich für meine Leistungen verlangen?

In diesem Punkt herrscht absolute Grauzone. Die wenigsten BloggerInnen wissen, wieviel man erstens verlangen kann, zweitens wieviel andere BloggerInnen in Rechnung stellen. Die Preise sind enorm unterschiedlich und deswegen erfordert es eine individuelle Preisgestaltung. Wenn man bedenkt, dass die einmalige (!) Schaltung eines Zeitungsinserates einige hundert Euro kosten kann, hat man schon einmal eine ungefähre Richtlinie, wie kostspielig Bloggerwerbung sein kann, wenn man die oben genannten Leistungen gewissenhaft berücksichtigt. Es gilt auch zu bedenken, dass keine Marketingmaßnahme so authentisch ist wie die der BloggerInnen. Sie bedienen sich einer maßgeschneiderten Zielgruppe und der Käufer/die Käuferin hat bereits einen engen Bezug zur Person, die er/sie sich über Jahre hinweg selbst aufgebaut hat. Meine Blogposts sind anders als bei einer Zeitung permanent im Blog eingebunden, sprich, die Beiträge sind samt Verlinkungen über viele Jahre hinweg einsehbar und googlebar. 

In Teil 2 erfahrt ihr mehr zu den Fragen: 

  • Wie sieht ein Arbeitstag bzw eine Arbeitswoche bei dir aus? 
  • Hast du jemals gedacht, du wirfst den Hut drauf?
  • Welche Erfahrungen gibst du Müttern, die sich für den Weg der Selbständigkeit mit?
  • Was mache ich, wenn ich einen Blog starten möchte?

Hilfreiche Links und Infos zum Thema:

Infos der WKO zur Neugründung

WKO Gründerservice Portal

Leitfaden für GründerInnen der WKO

Ideenfindung Geschäftsidee

Infos zur Gewerbeanmeldung

AMS Unternehmensgründungsprogramm

Neugründungsförderungsgesetz (NeuFöG)  

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Über Mich

Tina

Ich bin Tina, naturliebende und kreative 3-fach Mama aus Niederösterreich. Ich blogge seit 2009 mit Fokus auf Nachhaltigkeit und Green Lifestyle. Authentische, natürliche Momente des Familienlebens dokumentarisch und detailverliebt festzuhalten ist meine Devise! Mein Lieblingsmotto lautet: Less is more!

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