Tina Krk
Wir bewältigen eine Krise im Familienurlaub und was sie mit dem Abstillen zu tun hat
Ein Familienurlaub kann eine ganz schöne Herausforderung sein. Ich berichte heute von unserem Urlaub am Meer und ihr könnt nachlesen, dass nicht immer alles nach Plan und harmonisch verläuft. Ausserdem teileich ich mit euch meine ganz persönlichen Erfahrungen zum Abstillen und dem daraus resultierenden Hormonchaos.
Eigentlich hätte ich es mir anders vorgestellt. Oder lassen wir dieses eine Wörtchen einfach weg:
Ich hatte es mir anders vorgestellt. Punkt.
Die Routine durchbrechen, dem Alltag entfliehen. Weg von zu Hause,
ab in den wohlverdienten Urlaub. Urlaub wie er im Buche steht eben.
Die Realität sah jedoch so aus, dass der Großteil der Zeit, den wir gemeinsam verbrachten, weniger entspannt war, begleitet von einem Gefühlschaos (mehr dazu später noch), kombiniert mit Hitze und Müdigkeit (und nicht zu vergessen die unbezwingbare Mückenplage innerhalb unseres Feriendomizils). Urlaub mit 3 aktiven Kindern ist eben eine ganz schöne Herausforderung, und dann kann es schon vorkommen, dass ein auswärtiges Abendessen zum emotionalen Highlight des Tages mutiert. Alles Normalität, wenn man die Bedürfnisse eines sehr aktiven 10 Monate jungen Kleinkindes, eines 4-Jährigen hochsensiblen Goldjungen und eines 10-jährigen Fräuleins, unter einen Hut bringen möchte. Denn schließlich und endlich sollten ja auch die Bedürfnisse der Eltern nicht zu kurz kommen, richtig?
„Das hätte ich dir davor auch schon sagen können.“ Oder besser noch: „Hast du dir den Urlaub mit 3 Kindern etwa entspannt vorgestellt?“ Diese desaströsen „hätte“ - Sätze, die dir als Mehrfachmama desöfteren ganz ungefragt über den Weg laufen, kamen mir in den Sinn und entlockten mir sogar ein Schmunzeln. Denn: ja, ich hatte es mir vielleicht ein klein wenig anders vorgestellt, und war vielleicht nach 2 Jahren Meeresabstinenz etwas beraubt von meinen idealisierten Wunschvorstellungen eines Urlaubs.
Und da kam wieder Social Media ins Spiel. Ich hatte in den Wochen vor der Abreise täglich mehrere Stunden damit verbracht, Content abzuliefern, idyllische Fotos zu posten und meine laufenden Kooperationen zeitgerecht abzuliefern. Blog, Gastartikel, Instagram, Organisatorisches im Hintergrund, Planen für die nächste Saison. Gespickt mit einem Überangebot an Berieselung der schönsten Art. Der Instagram Feed war gefüllt mit atemberaubenden Impressionen von Meeresansichten, die mich zum Schwelgen brachten, spielende Kinder im Sand, ein Cocktail vor traumhaft schöner Kulisse. Kurzum: Bilderbuchcharakter pur, Urlaubsfeeling par excellence. Und da saß ich nun, vor einem riesigen Berg abgenommener Wäsche, die noch nie ein Bügeleisen zu Gesicht bekommen hatte. Ein Stapel für das Fräulein, einer für den Goldjungen, einer für das Frühlingskind und so weiter. Oft mangelte es an einer Portion Motivation, und dieser Berg wurde oft weniger mit Sorgfalt als mit einem unliebsam Gefühl mit Sisyphus Charakter abgearbeitet. Achtsamkeit auch bei den einfachen Dingen? Absolut fehl am Platz! Mein Fazit:
Aus mir wird wohl nie die perfekte Hausfrau werden.
Mein Blick wanderte zu dem Frühlingskind, das voller
Eifer und mit einem neckischen Lächeln im Gesicht die Kleidungsstücke aus dem Stapel zerrte und sie mit vollstem Tatendrang im gesamten Haus verteilte. Was mich nicht weiters wunderte, denn vor
kurzem entdeckte ich unter der Couch die verschollen geglaubte Objektivabdeckung
meiner Kamera neben Playmobil Teilen und ein paar Nüssen.
Kann ich dir helfen?
Das Fräulein erweckte mich aus meiner gedankenversunkenen Grübelei und stand vor mir, mit einem Lächeln im Gesicht und absolut motiviert, mir unter die Arme zu greifen.
You made my day
und ein weiterer lebensrettender Gedanke, der von Herzen kam:
Kinder sind einfach wundervoll.
Mein Tagesplan, den ich bereits im Vorfeld gut durchdacht und akribisch geplant hatte, sah im Endeffekt so aus, dass ich mich notgedrungen aufgrund der fehlenden Ressourcen am PC wiederfand, die Artikel überarbeitete und gefühlt tausend Dinge erledigte. Neben den Kindern wohlgemerkt. Oft auch abends, wenn sie schliefen. Wenn sie schliefen? Ach ja, da wäre ja noch dieses Dilemma mit dem Schlafengehen in den Sommerferien zu erwähnen! Ich hatte zu meinem Unglück nicht bedacht, dass die Kinder vor 22 Uhr, manchmal sogar vor 23 Uhr nicht ins Bett zu bekommen waren. Absolut verständlich, wenn es so lange hell war, aber bleibt da nicht etwa unsere elterliche Kompetenz auf der Strecke?
Streßfaktoren gab es bereits vor Urlaubsantritt, und zwar jede Menge! Rückblickend hat vermutlich auch das geballte Programm im Vorfeld dazu beigetragen, dass die Grundstimmung etwas „out of order“ war, und das war letztendlich auch ein ausschlaggebender Faktor, warum ich mich nach einem entspannten Urlaub mit neuen Sinneserfahrungen, und einer Landschaft, die zum Träumen einladen sollte, sehnte. Die Sehnsucht nach "Slow Life" war zu groß.
Krk, wir kommen
Nach 9 Stunden Anreise im Campingbus erreichten wir die Insel. Voller Vorfreude, und nicht zuletzt überrascht von der komplikationslosen Anreise mit entspannten Kindern verfolgten wie unseren Plan: wir gehen es langsam an. Kurz nach unserer Ankunft verbrachten wir idyllische Stunden an einem abgelegenen, ruhigen Strand und genossen zum ersten Mal zu fünft das Meeresrauschen, und das kristallklare, türkisblaue Wasser, durch die der steinige Untergrund blitzte. Die Kinder gingen auf Seeigelbeschau, wir ließen uns treiben. Wie hatte ich das Meer vermisst!
Das Abstill Dilemma – das Ende unserer Stillbeziehung
Zwischen schlaflosen Nächten und langem, sehr langem Abendprogramm beschloss ich, nach 16 Monaten einen Entschluss zu fassen, der bewusst bereits im Vorfeld von mir angedacht wurde. Das Frühlingskind stillte in den letzten Monaten nur mehr ein Mal abends, da ich allmählich die Stillmahlzeiten ganz natürlich und so entspannt wie möglich, reduzierte. Im Urlaub ergab es sich wie von selbst, dass wir uns bei einem 2-Tages Rhythmus wiederfanden. Der Tag, an dem ich zum letzten Mal stillen sollte, war gekommen, und es hätte idyllischer nicht sein können.
Das Meer an unserer Lieblingsbucht glitzerte in der Abendsonne, und mir war klar: hier endet unsere sehr intensive Stillbeziehung, und eine neue Reise beginnt, und sie wird anders sein und gut. Jedoch war mir in diesem Moment nicht bewusst, welche Folgen das Abstillen für mein Gemüt haben würde. Ich fand mich Tage darauf in einem Gefühlschaos wieder, war zutiefst traurig, und aus mir wurde ein emotionales Wrack. Kraftlos und begleitet von Stimmungsschwankungen trauerte ich der Stillbeziehung nach.
Es ist gut so wie es ist. Die Beziehung wird sich wandeln und wird wachsen.
Mein Kopf wusste es, und ich kannte die Theorie und den positiven Aspekt dahinter, jedoch war ich auf mentaler Ebene noch nicht so weit, damit abzuschließen. Ein weiterer Faktor: ich hatte mit den beiden älteren Stillkindern keine derartige Erfahrung gemacht. Das Stillende verlief total unkompliziert, wenn auch begleitet von Wehmut, was ich allerdings als normale Begleiterscheinung wertete, aber derartige Einbrüche waren mir fremd. Das sollte sich bei Stillkind Nummer 3 nun ändern.
So begann ich zu recherchieren. Das
Internet ist allwissend, und so machte ich mich auf die Suche nach dem Begriff Abstillen
depressive Stimmung. Ich wurde mit einer geballten Ladung an Informationen konfrontiert. Mir wurde bewusst, dass dieses Problem ein sehr weit verbreitetes ist, und
dass ich, auch wenn ich mich für einen natürlichen, bewussten Weg des
Abstillens ohne Medikamente entschied, nicht gefeit war vor dem
Gefühlschaos, das am Ende einer Stillbeziehung auf mich niederprasselte.
Sind die Hormone schuld?
Ich würde es besser so formulieren: es ist ein zerstörerischer Mix aus verschiedenen Faktoren, die sich am Ende der Stillbeziehung treffen. In meinem Fall waren es sicherlich meine Befindlichkeiten im Vorfeld. Ich hatte mich wieder einmal überfordert, und zu viel Druck auf mich ausgeübt. Ich hatte mich überarbeitet, und zudem nicht bedacht, dass ein Urlaub mit 3 Kindern eine ganz schöne Herausforderung sein kann, und ich kaum zur Ruhe kam. Ich hatte außer Acht gelassen, dass das Abstillen einen veränderten Hormonstatus zur Folge hat, und sich dieser allmählich einpendeln musste. Und das erforderte Zeit und viel Geduld, und vor allem Verständnis und einen sorgsamen Umgang mit meinem Körper.
Der Urlaub stellte mich vor neue Herausforderungen und ich hatte das Gefühl, in gewissen Momenten an den Strapazen zu zerbrechen. Die Gesamtsituation hatte sich zugespitzt, denn die Ruhe, nach der ich mich in dieser Phase so sehr sehnte, konnte ich nicht finden, nicht in mir und nicht in diesem Umfeld. Wir packten frühzeitig unsere Sachen und verabschiedeten uns von der Insel.
Zu Hause angelangt konnte ich durch gezielte Auszeiten aufatmen, und die Gesamtsituation entspannte sich enorm. Unsere Urlaubskrise hat uns dazu gebracht, auf unsere Befindlichkeiten zu achten und nicht zu übergehen. Auch wenn der Urlaub nach wie vor einen fahlen Beigeschmack trägt, er hat, wie jede Krise auch, Neues ans Tageslicht gekehrt.
Wie ergeht es euch im Urlaub mit Kindern? Gab es bei euch schon Mal Momente, in denen ihr euch nach Hause zurückgesehnt habt?
Und an die Stillmamas unter euch: war es für euch schwierig, euch von der Stillzeit zu verabschieden? Wie erging es euch dabei?
Passend zum Thema Hormone könnt ihr übrigens in meinem Gastartikel für Little Big Heart nachlesen, dass nicht nur das Abstillen den Hormonstatus verändert, sondern dass sich auch in der Schwangerschaft für ein regelrechtes Gefühlschaos verantwortlich gemacht werden können. Und auch mein brandaktueller Artikel zur Ernährung in der Schwangerschaft ist auf Little Big Heart nachzulesen!