Alltagsgeschichten: 34. Schwangerschaftswoche



Jänner 2015. Ich könnte mich nicht daran erinnern, dass der Winter jemals so lau gewesen wäre. Der lang herbei ersehnte Schnee will sich bis auf ein, zwei Ausnahmen nicht blicken lassen. Meine Gedanken kreisen um die Zukunft und ich stehe kurz davor, zur Aufnahmeprüfung anzutreten. Bereits Monate davor hatte ich angefangen, mich darauf vorzubereiten und Schnuppertage in dem geplanten Berufsfeld zu absolvieren. Der Ergotherapieaufnahmetest an der FH hat es nämlich ganz schön in sich: unter Zeitdruck längst in Vergessenheit geratene und schon viel zu lang zurückliegende mathematische Formeln anwenden, knifflige Textbeispiele lösen, wirtschaftliche Zusammenhänge interpretieren und Bausätze lösen. Zwar nicht gänzlich neu aber dennoch eine Herausforderung für eine wie mich, die sich die letzten beruflichen Jahre gänzlich einer ganz anderen Thematik verschrieben hatte: der Sozialberatung.
Eine Woche vor Antritt zum Aufnahmegespräch jedoch schlich sich ein vager Verdacht ein. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht und einer leisen Vorahnung kreiste anstatt der beruflichen Zukunftspläne nur mehr ein Gedanke in meinem Kopf umher: was, wenn…ob es auch bleiben würde…ausgerechnet jetzt?…ein konfuses Wirrwarr an Gedankengängen behaftet mit schicksalsgebeutelten Erinnerungen aus der Vergangenheit und Glückseligkeit auf der anderen Seite. Eine positive Zukunftsvision versus fahler Beigeschmack des Geschehenen. Und dazwischen aufmunternde Gedanken: diesmal wird alles anders!



Februar 2015. Schwanger? Schwanger! Ein zartes Etwas machte sich auf dem schwarz-weissen Monitor breit. Ein kleines Krümelchen am Anfang einer großen Reise.

März 2015. Bangen und Warten. Die Zuversicht und das Vertrauen waren groß, jedoch hatte sich inzwischen eine große Portion Skepsis eingeschlichen, denn unerwartete Blutungen hatten in der noch heiklen Phase einen hartnäckigen und treuen Begleiter: mensähnliches Ziehen. Ein hartnäckiger Virus, der resistent zu sein schien gegen jegliche altbewährte Wunderwaffe aus dem Ressort Hausmittelchen machte sich breit, und ich landete nach geschlagenen 2 Wochen im Krankenhaus. Doch wenn ich auf meinen rasant wachsenden Bauchumfang herabsah, wiederholte ich gebetsmühlenartig: “Es wird schon alles gut werden.”


April 2015. “Heben ist in der Schwangerschaft absolut untersagt”, so der Arbeitgeber. Ich wurde zwar wegen des vorhandenen prekären Dienstvertrages nicht freigestellt, aber eine Kündigung stand nicht mehr in allzuweiter Ferne. Nach anfänglicher Frustration als Folge von aussichtslosen Interventionsversuchen meinerseits stand fest: there is no way out gefolgt von der Erkenntnis: eigentlich ist  doch das Wichtigste, dass es mir und dem Bauchzwerg gut geht, alles andere sind nebensächliche Formalitäten, etwas nervige Begleiterscheinungen und Summa Summarum schlichtweg Energieverschwendung. Das Finanzielle ist in meiner Situation eben doch nicht alles ist. Ein Impuls machte sich breit, den Fokus vermehrt auf mich zu lenken. Und das hatte nichts mit Egoismus zu tun sondern mit weiser Voraussicht und Intuition.

Mai 2015. Die anfängliche Skepsis machte allmählich der Gewissheit Platz und einem Gefühl, als könnte ich Bäume ausreißen.Ich fühlte mich so fit wie noch nie und es machte den Anschein, als verfüge ich über ein nie enden wollendes Energiereservoir. Wer sagt, je älter man wird, desto mühsamer wird es!

Juni 2015. Die große Schwester in voller Vorfreude auf den kleinen Bruder. Ob sie sich nicht eine Schwester wünschte? “Nein”, konterte sie resolut wie immer, “das Wichtigste ist, dass das Baby gesund ist.”



Juli 2015. Gepackt vom alljährlich desöfteren auftretenden Urlaubsfieber ging die Reise, bepackt mit Kind und Kegel, mit dem VW Bus nach Cres, wo ich ernüchternd feststellte, dass für den geplanten Campingurlaub eine Alternative gefunden werden musste, und das so schnell wie möglich. Extreme Hitze und beengter Raum vertragen sich eben absolut nicht mit dem 7.Schwangerschaftsmonat. Gerade noch rechtzeitig sollte die Notbremse gezogen werden. Meine Devise: überschätze dich nicht und lass’ lieber Ruhe walten. Respektiere deine Befindlichkeiten.Gedacht, getan.

August 2015. Nach einem körperlichen Tief in Folge der Urlaubsstrapazen bin ich nach einer gezielten Regenerationsphase wieder fit. Ich akzeptiere die körperlichen Einschränkungen der besonderen Umstände und freunde mich damit an, dass mir nach nur minimaler Steigung die Puste ausgeht, und ich Hitze meide wie Wasser das Feuer. Der Lernprozess, dass man besser einen Gang zurückschaltet und sich nicht derart belastet, als wäre man alleine unterwegs, ist abgeschlossen, und ich höre mich wieder vermehrt sagen: “Ich mach’ jetzt eine Pause!”

Habt noch einen schönen Sonntag! Eure



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Über Mich

Tina

Ich bin Tina, naturliebende und kreative 3-fach Mama aus Niederösterreich. Ich blogge seit 2009 mit Fokus auf Nachhaltigkeit und Green Lifestyle. Authentische, natürliche Momente des Familienlebens dokumentarisch und detailverliebt festzuhalten ist meine Devise! Mein Lieblingsmotto lautet: Less is more!

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