8 Jahre Kind sein - Fragen einer Mama
Das traditionelle Update zum Kleinkindalltag ist monatlicher Fixpunkt auf dem Blog. Ich schneide typische Mama-Themen an, die uns aktuell beschäftigen, ich lamentiere über besonders anstrengende Phasen, die den turbulenten Alltag auf den Kopf stellen und uns den letzten Nerv rauben, und wundere mich rückblickend über die rasanten Schritte, in welchen das Kleinkind die Welt erkundet. Denn: was sind schon 20 Monate im Leben eines Menschen! Ein Wunder von Geburt an, ein Geschenk, diese Entwicklungsschritte Familie miterleben zu dürfen, und eine Herausforderung für uns alle. Doch im Laufe der letzten Wochen realisierte ich: wo bleibt das Fräulein bei all diesen Beiträgen? Hat sich sie sich denn nicht auch einen Raum abseits der DIY Klamotten im Blog verdient, nämlich einen viel persönlicheren?
Zumal mein Blog ja dezidiert als Mamablog bezeichnet wird, auch wenn ich mich mit diesen Kategorisierungen nicht wirklich anfreunden kann, denn ich sehe mich auch ganz stark als umweltbewußte DIY Verfechterin abseits der Fashion IT Pieces für die Kleinen. Ich mag es bunt, abwechslungsreich und nachhaltig. Und zugegeben, in unserem Haushalt sieht es meist eher chaotisch aus als clean, und auch wenn ich skandinavischen Minimalismus unglaublich toll finde, herrscht bei uns kunterbuntes Treiben, ein Mischmasch aus verschiedenen Stilrichtungen, und gerne mal bunte Kelimpolster auf weisser Couch mit Kirschflecken drauf. Vor bunter Wand und neben einem Teppich, auf dem sich nicht nur Holzspielzeug tummelt. Willkommen im Real Life!
Zurück zum Fräulein.
Eine Frage an mich
Ich stellte mir anhand des Geburtstages des Fräuleins die Frage: Wie wäre es, wenn ich8 Jahre alt wäre. Könnte ich das Alter genießen, oder würde ich auf die Frage, ob ich gerne 8 Jahre alt sein würde, wie aus der Pistole geschossen antworten: “Nie im Leben. Habe ich schon erlebt, und möchte ich nicht wieder erleben.” Denn im Hinterkopf habe ich bereits eine konkrete Vorstellung darüber, was auf mich noch alles zukommen würde. Und genau das ist der springende Punkt. Den Augenblick genießen, und nicht von einem zum nächsten Termin hetzen, fällt uns Erwachsenen oft nicht leicht. Unbedarft in den Tag hineinzuleben, sorgenfrei und ungezwungen, ohne wenn und aber, und sich keine negativen Gedanken über all das, was noch auf uns zukommen mag, zu machen. Das wäre doch was, oder? Aber funktioniert das überhaupt für einen Schüler, der mit einer geballten Flut an Informationen und Lerninhalten konfrontiert wird? Ich bin skeptisch.
Eine Frage an sie
“Was macht dir am meisten Freude?” oder “Gibt es irgendetwas, was mit 8 Jahren anders ist als davor?” Fragen über Fragen, mit dem Ziel, mich an das Lebensgefühl einer 8-Jährigen heranzutasten. Das Fräulein, das in Coolness in diesem einen Moment kaum zu übertreffen sein mag, zeigt sich reserviert aber freundlich. Stille.
“OK, dann probier ich es mal auf eine andere Art und Weise”, so meine blendende Idee, wohlgemerkt mit dem Hintergedanken, doch noch eine erleuchtenden Info aus ihr herauszukitzeln. “Gibt es irgendetwas, was dich nervt oder was früher besser oder einfacher war?”
Erneut Stille. Das Fräulein sieht mich achselzuckend und mit großen Augen an, und antwortet mit etwas belanglosem Unterton: NEIN. Klipp und klarer geht’s nicht. Auf den Punkt gebracht.
Es passt so, wie es ist. Sie fühlt sich wohl, sie ist zufrieden, so wie es ist. Sie mag die Ruhe und sie mag die Action. Sie ist oft zurückhalten und leise, und dann wieder laut und impulsiv. Sie spielt gerne in der Natur, und sie zieht sich gerne in ihrem Zimmer zurück. Sie ist manchmal gelangweilt und nur am Nörgeln, und meist voller Tatendrang und kreativer Ideen. Sie ist hie und da traurig, und dann wieder strotzend vor Lebenslust und Fröhlichkeit. Sie mag Eis und auch gerne Obst. Sie hasst es, ihre Zimmer aufzuräumen, und fragt mich dann wieder, ob sie mir beim Saubermachen behilflich sein kann. Sie schreit wie am Spieß, wenn ihr kleiner Bruder sie während des Spiels nervt, und es gibt Momente, in denen er zu ihr kommt, sich ihr an den Hals wirft und mit ihr kuschelt. Sie geht gerne in die Schule, aber sie mag nicht den Turnunterricht mit der Frau Direktor. Sie liebt das Laufen, und sie mag kein Musikinstrument lernen.
Sie ist wie sie ist. Es ist wie es ist, und das ist gut so, mit all den Tiefen und Höhen des Lebens.
Und das weiß sie.