Alltagsgeschichten: 5 Monate Baby
Ich weiß, ich wiederhole mich, aber für mich steht fest: die Babyzeit verfliegt wie im Nu. Ob das am dritten Baby liegt, und an dem Grund, dass mir diese bereits 2 Mal durchlaufene intensive Zeit durch die Geschwister bestens vertraut ist, ist mir zwar nicht ganz klar, aber ich habe den Eindruck, es liegt an verschiedenen Faktoren!
Das Frühlingskind ist nämlich in seiner gesamten Entwicklung, allen voran was das Motorische betrifft, schneller als seine Geschwister. Und die waren auch nicht gerade langsam! Diese Schnelligkeit hat sich bereits kurz nach der Geburt abgezeichnet. Im Krankenhaus war nicht zu übersehen, dass der Winzling sein Köpfchen schon relativ gut halten konnte, und er sich in alle Richtungen wand, nur um der unliebsamen Bauchlage irgendwie zu entrinnen. Ich war erneut überwältigt davon, mit welcher Vehemenz und Kraft ein Säugling in seinen ersten Tagen ausgestattet war! Eine Tatsache, die mir davor erstmals beim Stillen des Fräuleins vor 9 Jahren aufgefallen war. Meine These, das Frühlingskind würde in rasantem Tempo voranschreitet, um so schnell wie möglich mobil zu werden, hat sich in den letzten Monaten auch bewahrheitet.
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Früh übt sich?
Dieser eine Satz hat sich ziemlich hartnäckig in unseren Köpfen festgesetzt, nicht wahr? Jeder kennt ihn, und so ziemlich jedem ist er schon einmal über die Lippen gekommen. Vor allem was Babys und Kinder im Generellen betrifft, sind wir Eltern der Entwicklung oft schon einen Schritt voraus, und vertiefen uns im Geiste bereits schon in Gedanken und Visionen über all das, was auf uns und den kleinen Menschen noch alles zukommen mag. Zu Recht, denn auf alle Entwicklungsschritte bestens gewappnet zu sein, erzeugt ein gewisses Maß an Sicherheit. Doch sind all diese Schritte planbar? Nein, auch wenn sie vorhersehbar sind, können wir den genauen Zeitpunkt, an dem sie eintreffen, nicht prophezeien. Wir wissen jedoch: sie kommen bestimmt! Lohnt es sich, all diese Entwicklungsschritte und Phasen mit Argusaugen zu überwachen? Oder wäre es nicht einfacher für uns alle, ihnen ein Stückchen Freiheit zuzugestehen und auf das individuelle Tempo unser ganzes Vertrauen zu setzen?
Dieser eine Satz könnte in diesem Sinne genauso gut lauten: Spätübt sich…und nimmt uns dabei den meist gesellschaftlich verankerten Druck, der sowohl auf dem Kind und all jenen lastet, die ein Kind begleiten. Und dabei öffnet sich eine Türe geprägt von Respekt dem Kind gegenüber, indem wir ihm unser ganzes Vertrauen schenken, das wiederum der Nährboden für ein positives Wachstum sein kann, und welches auch ohne Druck und übersteigerten Erwartungshaltungen von unserer Seite auskommt.
Zurück zum Frühlingskind. Ja, er hat uns alle mit seinem unglaublich wachen Geist, seiner Aufnahmefähigkeit und Ausdauer überrascht. Seine frühe Mobilität hat dem Ganzen noch eine Sache drauf gesetzt. Er hat mit seinem starken Drang, mobil zu sein, eine rasante Entwicklung in diesen 5 Monaten hingelegt. Bereits nach 4 Monaten wurde mich erstmals bewusst: er hat ein Ziel vor Augen, dem er eifrigst trotz seiner wenigen Lebensmonate nacheiferte. Er möchte sich so schnell wie möglich weiterbewegen. Und das vertrat er mit stark ausgeprägtem Willen und einer unvergleichlichen Vehemenz. Die ersten Schritte dazu waren bereits mit 4 Monaten sichtbar. Im Laufe von nur wenigen Tagen folgte auf das erste Robben bereits das erste koordinierte Krabbeln, und inzwischen sind alle Gegenstände in seiner Reichweite, die a) kein Spielzeug sind und b) ein gewisses Potenzial an Gefahr beherbergen, außer Reichweite zu bringen, und das ziemlich flott. Dass diese Phase der gesteigerten Achtsamkeit, die uns Eltern allzu oft unter Strom stehen lässt, derart rasch eintritt, hat natürlich auch dafür gesorgt, dass wir vorzeitig Maßnahmen und Sicherheitsvorkehrungen ergreifen mussten, die wir mit fortschreitendem Alter des Goldjungen bereits wieder ad Acta gelegt hatten. Nun, sie betreffen uns wieder. Früher als gedacht!
Grenzenlos?
Das Märzbaby gibt mit seiner Mobilität, die es an den Tag legt, um die Umwelt mit all seinen Sinnen zu erkunden, einen Rhythmus vor, der uns manchmal ein wenig überfordert. Einen gewissen Raum für die Erkundung zu schaffen, ist natürlich eine Voraussetzung, um den Bedürfnissen des Kindes gerecht zu werden. Und dieser Raum sollte eine Möglichkeit zur Entfaltung darstellen und gleichzeitig auch Sicherheit schaffen. So werden von uns bestimmte Spielareale innerhalb unserer 4 Wände und im Sommer auch in unserem grünen Wohnzimmer, der Terrasse, geschaffen, immer wieder neu arrangiert und abgesteckt. Einen fix installierten bekannten Raum zu schaffen, der dem Baby Sicherheit vermittelt, während Mama schnell mal das stille Örtchen aufsuchen muss, verschafft für uns erstmals in der Babyzeit und im Leben mit 3 Kindern immense Erleichterung im Alltag. Summa summarum: Freiheit für Entfaltung schaffen und Begrenzung dort wo es notwendig erscheint!
Dennoch kann ein “früher” nicht einem “besser” und ein “später” nicht einem “schlechter” gleichgesetzt werden, was diese Entwicklung anbelangt, denn jedes Baby, jedes Kind, jeder Erwachsene hat sein eigenes ganz individuelles Tempo, das in keinster Weise ausschlaggebend ist für das Maß der Entwicklung und schon gar nicht deren Qualität. Es lohnt sich nicht, auf Nadeln zu sitzen, denn sie kommen bestimmt: das erste Lächeln, die erste Drehung, das erste Robben, Krabbeln, Sitzen, Stehen, Windelfrei sein…die Liste könnte in die Unendlichkeit fortgesetzt werden. In diesem Sinne können wir getrost auf Vergleiche und Bewertungen verzichten und uns wiederholt ins Bewusstsein rufen:
Eine ganz spezielle Erwartungshaltung wird einem Thema beigemessen, auf das die einen mehr, die anderen weniger entspannt hinfiebern: der Beikostbeginn.
Hier scheiden sich wie bei so vielen Themen die Geister, denn Wege gibt es viele. Nur schwierig wird es dann, wenn wir auf einer Methode verharren, die zwar für uns, aber vielleicht nicht für den anderen plausibel erscheint. Denn was ist schon der “richtige” Weg? Ist es der Beiskostbeginn durch die Breieinführung so früh wie möglich oder doch lieber Baby led weaning zu einem späteren Zeitpunkt? Oder gar ein Mix aus beiden Modellen? Das Kind nicht aus dem Fokus zu verlieren und alle anderen, die es oft besser wissen, beiseite zu lassen, lohnt sich in diesem Fall, um die Bedürfnisse des Kinder richtig zu deuten, zu erkennen und eine Antwort darauf zu finden, die sich sogar vielleicht erst mit dem Fortschreiten der Zeit als fälschlich herausstellen mag. Denn wir alle sind nicht vor Fehlern gefeit, auch wenn wir als oft zitierte “erfahrene” Mehrfachmamas oder Papas gelten mögen.
Das Fräulein, der Goldjunge und das Frühlingskind hatten in Punkto Beikost eines gemein: sie bekundeten alle drei verhältnismäßig spät ihre Bereitschaft dazu. Jedoch wurden sie von Anfang an miteinbezogen, da sie deutlich früher das Interesse an der Teilhabe jedoch nicht am Essen an sich demonstrierten. Während wir beim Fräulein (ihrerseits vollgestilltes Baby und eine vehemente Breiverweigerin der ersten Stunde) aus verschiedensten Gründen den Weg des Baby led weaningseinschlugen, und das auch sehr verspätet gegen Ende des 7. Monats hin, fand die Beikosteinführung beim Goldjungen etwas früher statt. Auch diese lief etwas modifziert aber in ähnlichen Bahnen ab, und mündete letztendlich in einer Kombination aus Brei und Fingerfood. Bei Baby Nummer 3 jedoch war ich ob der Zeichen etwas irritiert und stellte mir insgeheim die Frage: “Ist das nun als reines Interesse zu beurteilen, oder mag er tatsächlich schon den Brei kosten?” Nach seinen gierigen Blicken, seinen Schmatzgeräuschen und seiner wilden Fuchtelei mit Händen und Füßen zu beurteilen: eindeutig ja! Sogleich fiel die Wahl bei der nächsten Ab Hof-Abholung vom Bauernhof auf Karotten und einen Kürbis. Nun wissen wir ja bereits, dass, den Kindern sei Dank, diese ihr Befinden unverkennbar klar und prägnant äußern (By the way: könnten wir uns da nicht eine Scheibe von ihnen abschneiden?) und dementsprechend Signale aussenden, die man als Mutter/oder Vater auf keinen Fall übersehen kann. Und siehe da, das anfangs als Verlangen nach Beikost gedeutete Interesse entpuppte sich als reines Interesse an dem, was wir, die da am Familientisch gemeinsam zusammensitzen, so tun. Denn das Frühlingskind hatte weder Verlangen nach Kürbis,-noch Karottenbrei und verzog nach erneuten sehr minimal rationierten Kostproben das Gesicht wie nach 10 Tagen Regenwetter. In diesem Sinne: Löffel in die Hand, rein in den Kindersitz und wir Zelebrieren den Familientisch zu fünft, und das ganz ohne Brei.
Jedes Kind ist anders
Klar! Und das betrifft natürlich auch Geschwisterkinder aus ein und derselben Familie. Eigentlich glasklar, so sollte man meinen! Auf wie viele erstaunte Gesichter bin ich bereits gestoßen, wenn ich zu den Besonderheiten meiner 3 Kinder Stellung nehme! Zu Kriterien, bei denen angenommen wird, sie würden sich stark ähneln, aber auch zu jenen, die den Eindruck erwecken würden, sie gleichen sich wie Tag und Nacht.
Genetische Konstellationen bilden die Basis, auf denen das soziale Umfeld aufbaut und formt.
Die uns bereitgestellten Möglichkeiten, die wir ergreifen können und die Wege, die wir einschlagen, sind unzählig und vielfältig. Auch wenn sie uns anfangs ungewohnt und neu vorkommen mögen, lohnt es sich, auch einmal einen unbekannten Weg einzuschlagen, wenn wir uns vom Herzen und aus freier Entscheidung heraus dafür entscheiden. Die Bandbreite an Alternativen zum altbewährten Modell sind vorhanden, und warten nur darauf, ergriffen zu werden. Für jede Familie steht ein passender Weg bereit!