Unser Alltag in den Sommerferien mit Kindern
Wie im Flug sind die ersten 4 Monate vergangen. Die Welt dreht sich, unser Haus steht noch (wobei der Garten transformiert sich immer mehr zu einem unkontrollierten Wildwuchs zur Freude aller Hummeln, Bienen und sonstigem Getier, das Natur im Garten einem englischen Rasenteppich vorzieht), nur die Familienkonstellation ist eine andere. Diese Neuanordnung der Familienkonstellation hat jedoch die Welt des einen oder anderen Familienmitgliedes gewaltig auf den Kopf gestellt. Wir haben uns bereits im Vorfeld sehr behutsam und sensibel dem Thema Familienzuwachs und der Vorbereitung eines Kleinkindes auf ein drittes Kind genähert, jedoch ist wie so oft die Theorie eine andere als die Realität, und ich vermisse immer wieder die Dynamik und Veränderbarkeit dahinter. Und dann wäre da auch noch das momentane Alter des Goldjungen, der sich mitten in der Autonomiephase befindet, und welches uns alle, milde ausgedrückt, neue Ufer beschreiten und ungeahnte Grenzen überschreiten lässt, und uns alle vor so manche Geduldsprobe stellt. That’s life. Unabhängig ob mit drittem Kind oder auch ohne. Diese von Kräften und Emotionen gebeutelte Unabhängigkeitsphase ist, so essentiell sie auch für eine “gesunde” Entwicklung sein mag, eine immerwährende Herausforderung, und zwar nicht nur für uns Eltern sondern auch für den Betroffenen oder die Betroffene selbst und mit ihm auch für seine große Schwester, die sich nicht minder mit diesen gravierenden Veränderungen, die ein Baby mit sich bringt, auseinandersetzen muss.
Lieber Slowlifemodus,
bitte gib uns die nötige Kraft, den Tag (bestenfalls gerade jetzt in den Sommerferien, an denen die Kinder über keine Ferienbetreuung verfügen) ruhig und besonnen anzugehen. Der Wunsch nach entspanntem Frühstück ohne Hast und Streiterei wegen “wer bekommt das erste weiche Ei” oder “wer darf neben wem sitzen” oder auch “wer bekommt den grünen und nicht den roten Eierbecher” (die Liste könnte bis in die Ewigkeit fortgesetzt werden) wächst ins Unendliche, und ich würde sagen: die Hoffnung stirbt zuletzt. Wir wissen, diese anstrengenden Momente sind natürlich und Teil des Familienlebens und sind sicherlich kein Feind der Harmonie, dennoch, lieber Modus der Ausgeglichenheit, wäre ein wenig Entspannung und harmonisches Spielen ohne Wutausbrüche und Spielzeug, das in hohem Bogen durch das Wohnzimmer geschmettert wird, in der Hoffnung, es landet nicht auf einem Körperteil, wundervoll, und gleichen schon purem Luxus.
Deine Tina
So oder ähnlich würde der Wortlaut einer Ode einer Mama lauten. Ihr wisst, was ich meine, oder?
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Unsere Devise
Ja, so ein Leben im #slowlife Modus ist schon toll, und ehrlich gesagt, bin ich ein großer Verfechter davon. Nur - so wird mir soeben bewusst - verläuft diese Lebensphilosophie gerade in anderen ungeregelteren Bahnen, auch wenn unser Leben sich grundsätzlich danach ausrichtet. Turbulent, mal laut, dann wieder leise, konzentriert und kreativ, harmonisch und auch immer wieder begleitet von Konflikten. Aber wodurch zeichnet sich dieser bewusst gelegte Fokus auf Langsamkeit aus?
In den Tag hineinzuleben gelingt uns vor allem in den Sommermonaten, an denen kein Fixprogramm an der Tagesordnung steht, und an denen die Verpflichtungen in Form von Schule und Kindergarten pausieren, eigentlich ganz gut. Wir starten auch schon mal etwas verspätet in den Tag, und ich achte darauf, straffe Tagespläne so gut es geht zu vermeiden, und so dem Stress, der bei uns momentan genau dann verursacht wird, wenn wir alle zusammen mit dem Auto unterwegs sind, prophylaktisch vorzubeugen. Jedoch funktioniert diese Idee nur dann, wenn man bestimmte Aufgaben und Notwendigkeiten, um die keiner drum herum kommt, abgibt, und das heißt wiederum: delegieren. Mit ein klein wenig Organisation kann man sich Freiräume im Alltag schaffen, indem unliebsame Dinge wie bei uns das Einkaufen mit Kleinkind und müdem Baby an der Seite, die stets ein gewisses Potential an Stress beherbergen, an andere gewillte Helferleins abzugeben. Sommerzeit ist Ferienzeit, und deshalb ist es mir wichtig, dass die Kinder genügend Raum und Zeit zur Verfügung haben, selbst aktiv oder auch passiv zu werden, und das gelingt am besten ohne Dauerberieselung oder Non-Stop-Ferienprogramm. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Langeweile und Reizüberflutung zu finden stellt für mich das Optimum dar, und um dies herauszufinden, muss erst einmal Klarheit gewonnen werden über: was möchte ich tun, was kann ich tun und auf was kann ich getrost verzichten?
Aktiv und passiv
Und weiter geht es mit der Ausgewogenheit. Was wäre ein Tag, was wären Wochen, was wären Monate, an denen alles nur “Frieden, Sonne, Heiterkeit wäre.” Im Nu kann sich ein Moment der Glückseligkeit als großes Unglück herausstellen. Aber abgesehen davon, dass dies einer utopischen Vorstellung gleichkommt, bin ich ganz glücklich darüber, dass das Leben mit all seinen Berg-und Talfahrten immer gut für Überraschungen ist, sowohl für Tiefschläge als auch für die Glücksmomente. Für Phasen, an denen wir uns treiben lassen, und für solche, die geballte Kräfte freilegen, uns bis zum Maximum fordern und uns bisweilen an unsere Grenzen treiben mögen. Bewegung und Ruhe finden immer im Wechsel statt. So sind wir an Tagen, an denen bereits alles förmlich nach: “ab nach draußen zum Auslüften” schreit, immer in Bewegung. Sei es im Garten, bei der Gartenarbeit oder auch unterwegs im Wald, auf der Wiese, vorbei an den Feldern und in den Weingärten. Aber ganz ehrlich: so sehr wir auch die Natur lieben, so ein Tag zu Hause tut hin und wieder auch mal gut, und vor allem die Kinder äußern immer wieder das Bedürfnis nach “fare niente” und einer ausgiebigen Siesta.
Frischluft macht müde
So ein niederprasselnder Regenguss mutet an heißen und schwülen Sommertagen wie diesen nicht selten wie Rettung in letzter Not an. Und zwar besonders dann, wenn hitzige Gemüter die gesamte Umgebung in Wallung versetzen und Emotionen wie Wogen hochgehen. Wir nutzen die Chance, nach einem Gewitter die Gummistiefel anzuziehen und hinaus an die frische Luft zu gehen. Nichts bereitet den Kindern eine größere Freude als in die Lacken zu springen, Regenwürmer von der Asphaltwüste zu retten oder ein Schneckenrennen zu veranstalten. Dann wäre da auch noch der kühlende kleine Bach vor unserer Haustüre, der an während der Sommermonate dazu einlädt, ihn á la Kneipp zu erforschen oder einen Staudamm zu errichten. Der Goldjunge könnte wohl Stunden damit verbringen, Nußschalen oder kleine Äste in den Bach zu werfen und zuzusehen, wie sie die Strömung mitreißt. Während ein Großteil Abkühlung in Freibädern und Seen sucht, haben wir uns dafür entschieden, solche Unternehmungen auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben, da sie mit 3 Kindern, wovon eines gerade erst mal ein paar Monate alt ist und auch der Mittlere Hilfe beim Schwimmen benötigt, jede Menge Stress bedeutet, und ohne Begleitung für mich kaum zu bewerkstelligen sind. Zwar kein Ding der Unmöglichkeit, aber auf jeden Fall eine Herausforderung.
Dafür stehen Unternehmungen, die mit Trage und Baby gut zu realisieren sind, hoch im Kurs. Das gilt übrigens auch für die Leidenschaft auf 2 Rädern! Mehr dazu gibt’s in meinem nächsten Blogpost zu lesen. Ihr dürft gespannt sein!
Was macht ihr am liebsten in den Sommerferien? Lebt ihr so gut es geht in den Tag hinein oder wollt ihr am liebsten so viel wie möglich erleben? Oder mögt ihr es ausgewogen?