Ich bin wieder da nach 7 Monaten Digital Detox
Heute schreibe ich mir von der Seele, warum ich eine Offlinze Zeit genommen habe, und was es mit Social Media zu tun hatte.
7 Monate digital detox. Nie hätte ich gedacht, dass die zweite Jahreshälfte so verlaufen würde. Ich habe sie dringend gebraucht, diese wertvolle Offline Zeit. Der Wunsch, wieder in das „alte Leben“ einzutauchen, und das Gefühl der Unabhängigkeit und der Freiheit zu spüren, ohne mir unentwegt Gedanken über Content zu machen, war schon lange davor existent, aber ich hatte ihn erfolgreich übergangen. Nun, wie ist das Leben so mit deinstallierter Instagram und Facebook App?
Ich hatte mich dazu entschieden, eine Auszeit zu nehmen. Überstürzt und unfreiwillig am Anfang, gewollt mittendrin. Zeit, um neue Themen anzugehen, meine Kräfte zu sammeln.
Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich mein Leben viel zu sehr im Aussen gelebt, wollte den Erwartungen der „anderen“ entsprechen, und hatte mich dabei selbst verloren. Ständig erreichbar zu sein vergegenwärtigt die Schnelllebigkeit unserer Zeit und trägt einen erheblichen Anteil zu einer leistungsorientierten Gesellschaft bei. Aber ist es nicht jedeR einzelne von uns, der darüber entscheidet, nach welchen Prinzipien und Glaubenssätzen er SEIN oder IHR Leben lebt? Welche Wichtigkeit die Ausrichtung ans Aussen erhält und wo unsere individuelle Grenze ist? Sind wir wir selbst oder leben wir ein Leben für die anderen, das zur Schau gestellt wird, weil wir uns nach Aufmerksamkeit sehnen? Oder weil wir es schlichtweg gerne als Hobby betreiben? Oder es uns ein Bedürfnis ist, wertvolle, uns wichtig erscheinende Inhalte zu transportieren oder weil wir uns gerne in den unendlichen Weiten des Internets mit Gleichgesinnten und vernetzen wollen?
Was ist es, was MICH dazu gebracht hat, meine kleine Welt beinahe zu verlassen und für mein Herzensprojekt alles zu geben, ohne auf MEINE Bedürfnisse zu achten?
Der Druck, der davon ausging, sich in diesem beruflichen Sektor, der ganz schön fordernd sein kann, durchzusetzen und zu profilieren, permanent up-to-date zu sein, all seine Tätigkeiten auf den Social Media Plattformen auszurichten, seine Followerschaft zufriedenzustellen, mehr und mehr Follower zu generieren, Statistik und Zahlen im Hinterkopf zu haben, mehr und mehr Termine in den Terminkalender zu pressen, war immens. Die Grenze zwischen Beruflichem und Privaten verläuft bei BloggerInnen tendentiell schwimmend. Wir machen nicht selten ein Hobby zum Beruf,indem wir das tun, was uns Spaß macht. Jedoch hat das Bloggen auch seinen Preis, wenn Abgrenzung nicht gerade zu seiner persönlichen Stärke zählt. Die Arbeit, die wir im Hintergrund leisten, ist für Außenstehende schlichtweg nicht sichtbar. Die vielen Stunden, die für Fotostrecken, das Redigieren von Artikeln und Beiträgen draufgeht erfordert ein großes Maß an Zielstrebigkeit und Planung. Auch wenn ab und zu kreatives Chaos herrscht, bei mir zumindest!
Werfen wir einmal einen Blick in die digitale Welt. Wir lassen uns von Impressionen berieseln, werden mit lachenden Gesichtern und perfekt inszenierte oder auch reale Kulissen, ein wundervolles Zuhause, tolle Bekleidung und noch tolleres Kinderspielzeug konfrontiert. Allesamt Eindrücke, die in den meisten Fällen einfach nur schön anzusehen sind. Wir tauchen ein und schalten ab. Aber wisst ihr was? Ich hatte es satt. Vielleicht liegt es auch an meiner Persönlichkeit, meiner Art und Weise, Dinge wahrzunehmen, grundsätzlich dünnhäutiger zu sein für bestimmte Themen und nicht diese Art von "Wurschtigkeit" zu besitzen. Nach frühestens einer Stunde Instagram Kosmos stellen sich mir nämlich innerlich die Haare auf, etwas in mir rebelliert gegen die massive Reizüberflutung, bis mir bewusst wird, wie rasend schnell die Zeit mit liken, kommentieren, Nachrichten beantworten, Stories aufnehmen, Stories wieder löschen, Unpacking verfilmen, überfällige Beitrag posten, usw. verrinnt, und auch die Geschwindigkeit meines Tuns rasant in die Höhe schnellt. Nicht mal beim kreativen Werkeln vergeht die Zeit in diesem unentrinnbaren Eiltempo. Und das bringt mich zum Grübeln.
Wo ist die Leichtigkeit nur hin? Mir wird plötzlich bewusst, dass diese Welt nicht meine ist, auch wenn ich als passionierte Mamabloggerin und Mompreneur ein Teil davon bin. Sie ist mir zu schnell, zu geballt, zu kurzlebig. Ich fühle mich gestresst, und irgendwie schleicht sich ein Gefühl von Unzufriedenheit ein, welches an meinem Selbstwert knabbert. Ansprechendes Interieur, süße Kinder in den hippen, angesagtesten Marken, Deko zum Niederknien, glückliche Familie, durchaus sympathische Menschen zum Gernhaben hinter einer allzu oft perfekten Fassade. Kontakte vertiefen sich, man tauscht sich aus, jedoch beschränken sich digitale, internationale Freundschaften größtenteils auf die virtuelle Basis und sind oft relativ einseitig. Wir erahnen letztendlich nur Fragmente des Lebens, das reale Leben jedoch spielt sich weitab von Handy und Co ab.
„Wie schaffst du es nur, neben den 3 Kindern so viel zu machen?“ Eine Standardfrage, die mir immer wieder gestellt wurde, und auf die ich gerne antworten würde: „Indem ich auf mich selbst vergesse.“
Und plötzlich ist das Image einer starken, fröhlichen, kreativen 3-fach Mama , die Kinder, Haushalt und Arbeit wie nichts schupft, scheinbar mühelos alles unter einen Hut bringt, ziemlich angekratzt. Rabenmutter hin oder her. Ich bin wie ich bin. Gesellschaftlich gebe ich ein Paradebeispiel für eine perfekte Mutter und Alleskönnerin ab, aber was sich in meinem Innersten abspielt, ist manchmal nicht einmal mir bewusst.
Ich bin stark, ich bin eine Kämpferin ja, aber da gibt es auch diese Phasen im Leben, die jede und jeder von uns kennt. Die Phasen, in denen es uns nicht gut geht, und die wir am liebsten überspringen würden. Wie diese Gummihüpfbälle mit 2 Griffen in den bunten Farben, beschwingt und voller Leichtigkeit. Aber was, wenn sich die Schwere über unseren Alltag legt, und wir nicht resilient genug sind, um aus diesen Phasen gestärkt herauszugehen sondern immer tiefer fallen? Verurteilen wir uns selber dafür, dass es nicht so läuft wie wir es gerne hätten? Dass wir nicht immer die nötige Geduld aufbringen, manchmal aufbrausend, frustriert und überfordert sind?
Und da ist dann noch ein großer Brocken, der mich immer wieder beschäftigt: mein Vergleich zu dem Bildmaterial, dem ich mich freiwillig und doch gezwungenermaßen vorsetze. Es setzt mich nämlich manchmal ganz schön unter Druck. oder bin ich es, die sich vielleicht zu sehr unter Druck setzt? Aber vielleicht liegt das ja auch nur an mir, an meiner Persönlichkeit, meiner Sensibilität, und meinen hohen Ansprüchen, meinem inneren nach Perfektion strebenden Schweinehund, den es zu überwinden gilt.
Ist uns bewusst, dass diese Welt nicht unserer realen Lebenswelt entspricht, da wir nur winzig kleine Schnippsel daraus zu sehen bekommen?
Mir wurde im Laufe der Monate bewusst: SO, auf diese Art und Weise, läuft an mir das WIRKLICHE, reale Leben, die Unbefangenheit, die damit verbunden ist, die Freiheit, den Moment, der mit den Gefühlen, die uns das kleine oder große Glück bescheren, nur für sich oder mit der Familie anstatt mit der Öffentlichkeit zu teilen, vorbei.
Und ich stellte mir eine weitere Frage:
Gibt es für mich einen Weg, der mir meine Gesundheit und Lebensfreude erhält?
Ja. Es ist ein Weg, der meine Wünsche, meine Ziele und meine Bedürfnisse in den Vordergrund rückt und der somit von der Norm in dieser Branche abweicht, denn so funktioniere ich nicht nur, ich lebe, und das mit all meinen Sinnen, in einem Rhythmus, der mir entspricht, der sehr oft langsam ist, um dann wieder schneller zu werden, wenn der Zeitpunkt dafür stimmt. Gleich einer Wellenbewegung, dynamisch und wechselhaft, so wie das Leben. Ich kehre zurück zum Ursprung meiner Kreativität, dort, wo alles begonnen hat: in der Leidenschaft und in der Liebe zum Handwerk. Zu meinen 2 größten Passionen, dem Schreiben, dem Fotografieren. In einem Rahmen, an dem ich mich orientierte, dessen Grenzen ich für mich festlege, auch wenn meine Richtlinien vielleicht sogar etwas "out of the order" und eigenwillig erscheinen mögen.
Mein Weg.